Mittwoch, 7. Dezember 2011

Nochmal zum Tuch "Nürnberg HAG"


Helena Rosina Fürst, Tochter des Verlegers Paulus Fürst, und Sybilla Merian, Tochter des berühmten Topografen und Kupferstechers Matthäus Merian, entwickelten vor allem üppige florale Muster. Sie sind verantwortlich für den sogenannten Blumenbarock der süddeutschen Tücher. Sybilla Merian lebte von 1670–1680 in Nürnberg und hat dort zur Aufbesserung ihres Haushaltsetats eine Mal- und Stickschule gegründet. Es ist durchaus denkbar, dass sie für ihre Schülerinnen auch einzelne der Blumenmuster in Kupfer stach. (vgl. Gerda und Manfred Rosenstock, Alte Stickmustertücher, S. 16). Zwischen 1675 und 1680 erschien ihr Erstlingswerk das "Neue Blumenbuch" in Nürnberg.
All diese Muster sind keineswegs von den jeweiligen Künstlern »erfunden« worden, sondern stellen uraltes Traditionsgut dar, das auf künstlerische Weise weiterentwickelt und dem barocken Zeitgeschmack angepasst wurde.
Zum Vergleich hier noch einmal das Mustertuch "Nürnberg HAG 1683", welches auf der rechten Seite einen üppigen, phantasievoll gestalteten Blumenstrauß aufweist, dessen wichtigster Bestandteil die Kaiserkrone ist und eine von Sybilla Merian in Kupfer gestochene Kaiserkrone, die durch botanische Exaktheit hervorsticht.



aus: Maria Sibylla Merian: Neues Blumenbuch. Mit einem Beitrag von Melanie Klier. München/Berlin/London/New  York 2003

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